Von Waschmaschinen und anderen Reinigungsmöglichkeiten

(Italien) Durch die bevorstehende grosse Währungsumstellung in Europa treten sowohl die Behörden als auch kriminelle Gruppierungen nun in eine heisse Phase. Die einen versuchen noch so schnell wie möglich ihr Geld zu vermehren und die staatliche Seite, die Schäden in Grenzen zu halten. In diesem Beitrag werden wir zwei Fälle aufzeigen, wie sich etablierte Geschäfte gegenüber Kunden verhalten und einen etwaigen Hintergrund aufzeigen.

Die Wechselstube rechts neben dem Café

Die Wechselstube rechts neben dem Café

Ein Finanzparadies für die organisierte Kriminalität war seit jeher der lokale Bereich der Urlaubsstädte. Dort, wo in relativ kurzer Zeit sehr viele Touristen geballt auftreten, lässt sich schon einiges bewegen. In der beliebten Urlaubsstadt Lignano an der Mittelmeerküste der Adria leben ungefähr an die 6000 Einheimische. Während der Urlaubszeit steigt diese Zahl auf ~250td anwesende Personen an. Urlauber können sich erinnern, dass man bei der Bank zum Geldwechsel erstens ein Ausweisdokument vorweisen musste, lange Wartezeiten in Kauf nahm und auch mit hohen Wechselspesen belastet wurde. Ein freundlicher Bankangestellter machte da auch schon einmal den Kunden darauf aufmerksam, sich doch einer Wechselstube zu bedienen. So gut wie keine Formalitäten und unter dem Schlussstrich bekomme man auch noch mehr Geld heraus. Wechselstuben gibt es in den bekannten Urlaubstädten nun wirklich reichlich. So kann man ohne Ausweis Beträge bekannter Länder ohne Schwierigkeiten in die Landeswährungwechseln – keine wirklichen Betragsgrenzen. Manchmal, wie in unserem Fall, die eine oder andere Sicherheitsfrage des Personals. Als Beispiel – wie lange man denn hier sei und wo man denn wohne. Dabei geht es nur um die Abschätzung und Einstufung, ob es sich wirklich um einen Touristen handelt.

In unserem Fall führten wir mehrere Umwechslungen durch und waren bemüht, immer die gleiche Dame am Schalter anzutreffen. Wir begannen mit dem Wechsel von 1.000.- DM (500.- €) und ersuchten angesichts des doch höheren Betrages einen besseren Wechselkurs zu berechnen. Auf der folgenden Quittung schien der offiziell angeschlagene Wechselkurs auf, jedoch wurde der zur Auszahlung kommende Betrag doch um ein paar tausend Lire aufgerundet. Schrittweise legten wir ein paar Scheine drauf. Letztendlich war der höchste Betrag, den wir auf einmal wechselten DM 3.000.- (1.501.- €), für die wir laut Beleg 2.880.894,20, jedoch in bar 2.925.000.- Lire erhielten. Das entspricht einem Abendessen für 2 Personen. Bei dieser Umwechslung war sogar der Chef in der Wechselstube anwesend, der von der Dame am Schalter nach der wieder auftretenden Frage nach noch besseren Konditionen zuletzt befragt wurde. Er gab ihr den berechenbaren Kursbetrag vor. Es waren über 75.000.- Lire, die wir bei einer Wechselsumme von 5.000.- DM (2.514.- €) zusätzlich herausschlugen.

Diesen Verdienst verdanken wir aber nicht dem Umstand unseres netten Erscheinungsbildes, sondern dem Umstand: Je mehr wir wechseln, umso mehr Geld kann auf der anderen Seite von kriminellen Gruppierungen weissgewaschen werden. Die Höhe der Gesamtsumme der in einem bestimmten Zeitraum tatsächlich von Touristen gewechselten Geldmenge ist die Berechnungsgrundlage für die Höhe derjenigen Gelder, die aus kriminellen Einnahmequellen stammen und dann auf dem Papierweg als Geldwechsel getarnt sauber gemacht werden können. Von nachrangiger Bedeutung sind dann noch die verschiedenen Währungen.

Faksimile der Wechselbestätigung

Faksimile der Wechselbestätigung

Angesichts des EURO wird diese Möglichkeit der Geldwäsche jedoch an Bedeutung verlieren. Wenn die Wechselstuben ja nicht unbedingt ein neues Thema sind, so ist das zweite Beispiel schon recht interessant. Man geht in einen Laden, der vollgepackt ist mit Krims Krams, teilweise richtiges Klump und kauft drei Artikel zu je 10.000.- Lire. Macht in der Gesamtsumme 30.000.-. Während der Abendstunden auf der Haupteinkaufsstrasse, der Via Udine ebenfalls in Lignano, einfache und vor allem rasche Massenabfertigung im Laden. Auch in diesem Fall eine gewissenhafte Frau an der Kassa, die pflichtbewusst jedem Kunden seinen Kassabon mit in die Einkaufstüte gibt. Dies ist in Italien eine Vorschrift – deshalb gibt es Ladenbesitzer, die sogar darauf drängen, dass der Kunde den Bon ja mitnimmt, da Kontrollen der Finanz nach Verlassen des Ladens an Kunden gefürchtet sind. Zurück zu unserem zweiten Fall, die Kassiererin tippt den Betrag von Lit. 30.000.- in die Kassa ein und verlangt Lit. 25.000.- . Na so etwas – etwa wieder ein Schnäppchen – man freut sich als Tourist über diesen Preisnachlass, verlässt das Geschäft und findet vielleicht beim nächsten Besuch wieder etwas Neues. Nur waren der eingetippte Betrag von Lit. 30.000.- und der durch das Aufspringen der Kassenlade gebuchte Betrag von Lit. 30td und den kassierten Lit. 25.000.- kein Zufall – denn bei diesem Geschäftsvorgang wechselte der Kassabon auch nicht den Besitzer. Es entstand bei einem sehr überraschten und zufriedenen Kunden, der nicht einmal nach Rabatt gefragt hatte, ein Kassafehlbetrag, der ja ausgeglichen werden muss. Es fehlten ja 5000.- Lire. Dieser Betrag wird durch den Betreiber ausgeglichen. Jetzt kann man sagen: Ja das sind ja grob nur 5.- DM (2,50 €) aber in den Urlaubstädten macht es nicht die Höhe des einzelnen Betrages, sondern die Menge aus.

die günstigen Souvenirs

die günstigen Souvenirs

Ein Rechenbeispiel: Nehmen wir an einem Abend eine Hauptverkaufszeit von 3,5 stark frequentierten Stunden an mit 70 Verkäufen pro halber Stunde mit 30 Tagen im Monat und einem Hauptverkaufszeitraum von 3 Monaten, einer durchschnittlich gering angesehenen Höhe von DM 2,50 ~ Lit 2.500.- (1,25 €) und einer Quote von 10 %, so bedeutet dies, dass nur jeder 10. Besucher einen Preisnachlass von 2.500.- Lire bekommt. Unter dem Schlussstrich sind dies in 3 Monaten 11.025.- DM (5.516.55 €) oder über 11 Mill. Lire. Aber real wird es sicherlich ein viel höherer Betrag sein, der da lukriert werden kann.

Lignano, Via Udine der Laden in Bildmitte

Lignano, Via Udine der Laden in Bildmitte

Ja, es bewegt sich schon viel in den Urlaubstädten und es wird auch viel bewegt. Eine Ironie auch der Umstand, dass wir nur einen Häuserblock nach dem Verlassen des Ladens einer Patrouille der „Guardia di Finanz“ begegnet sind.

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