(Österreich/Burgenland) Ein Unwetter hatte beträchtliche Schäden auf dem Veranstaltungsgelände von Wiesen im österreichischen Burgenland verursacht und fast für die Absage des Veranstaltungswochenendes gesorgt. Es gelang aber doch, die Schäden rechtzeitig zu bereinigen und so konnten Deep Purple und die Vorgruppe No Bros am 8. Juli 06 auftreten.
Der Preis für die Eintrittskarten bewegte sich mit 45.- € (für unter10jährige frei, 36.- € für Behinderte) im üblichen Rahmen. Der Veranstaltungsort Wiesen gehört zu den komfortabelsten in Österreich. Von sauberen Toilettenanlagen bis zu einem wirklich umfangreichen, gastronomischen Angebot mit günstigen Preisen (z.B. Bier 3.- €, Schnitzelsemmel 2,50 €) in einem an ruhige Bierzelte erinnerndes Ambiente. Nicht zuletzt deshalb ist es ratsam, früh anzureisen, erspart man sich damit doch das stärkere Gedränge und kann die Wartezeit bis zum Beginn des Konzerts recht angenehm mit einer Stärkung verstreichen lassen.
Die Vorgruppe No Bros war ein wirklicher Glücksgriff. In den 80ern kurze Zeit mit ihrem geradlinigen Hardrock recht erfolgreich und fast 20 Jahre danach gibt es sie wieder. Live bekommen ihre, für Hardrock fast etwas zu glatten Songs etwas mehr „Ecken und Kanten“, was sicher auch ihren berechtig hervorragenden Ruf als Liveband mitbegründet. In Wiesen spielten sie etwa eine Stunde und selbst ohne Deep Purple danach, wäre es damit schon ein ausgezeichneter Konzertabend gewesen. Leider waren nicht halb so viele Zuseher, wie beim Hauptact Zeugen dieses Auftritts – ihr Schaden. Eine bessere Aufwärm-Band konnten sich Deep Purple gar nicht wünschen, leider nutzten sie die von No Bros erzeugte Stimmung nicht und ließen das Publikum in einer zu langen Wartezeit wieder abkühlen.
Zu Deep Purple braucht man eigentlich nicht viel zu sagen, ihre Konzerte sind auch in der Besetzung ohne Ritchie Blackmore (Steve Morse ist ein mindestes ebenbürtiger Ersatz) und dem altersbedingt ausgeschiedenen John Lord noch immer ein Ereignis. Mit wenigen Ausnahmen (z.B. „Wrong Man“ aus dem neuen Album „Rapture of the Deep“) brachten sie ihre zahlreichen, bekannten Titel, vom unvermeidlichen „Smoke on the Water“ über das Live besonders eindrückliche „Perfect Strangers“, „Black Night“, „Strange Kind of Women“, „Speed King“, „Highway Star“, „Hush“ bis „When a blind man cries“. Das gesanglich extrem anstrengende „Child in Time“ ist schon lange aus dem Live-Programm gestrichen, das würde Sänger Ian Gillans Stimme mit größter Wahrscheinlichkeit nicht mehr schadlos mitmachen. Von den Klassikern fehlte auch noch „Woman from Tokyo“. Deep Purple können zwar nicht die atemberaubende Stimmung aufbauen, die AC/DC bei ihren Konzerten schaffen, gehören aber noch immer zu den absoluten Top-Acts der Rockmusik.
Am Ende des Auftritts tauchte eine Braut im Hochzeitskleid im hinteren Publikumsbereich auf, was auf der Bühne leider nicht bemerkt wurde. Die Braut auf die Bühne zu bitten und ihr ein „Ständchen“ zu spielen, wäre der perfekte Abschluss gewesen …
Zwei hervorragende Bands an diesem Abend sorgten für eine ausgelassene Stimmung im Publikum. Es gab wohl kaum Besucher, die der Abend enttäuschte. Das Publikum bei Konzerten dieser alten Gruppen ähnelt allerdings zunehmen den Teilnehmern einer Weihnachtsfeier im Altersheim, wenn auch bei Manchen ein turbulentes Leben die Falten etwas frühzeitig im Gesicht hinterließ. Auffallend auch die relativ moderate Lautstärke von Rockkonzerten – jeder Quetschenschleuderer in einem Bierzelt dröhnt heutzutage doppelt so laut ins Publikum als Deep Purple, AC/DC und Co.
2006-07-22