Das 9. Comicfest München

Prolog zur Reportage über das #9 Comicfest München

#9 Comicfest München

(Deutschland) Comics (Comic strips), von wenig Text begleitete Bildreihen abenteuerlichen Inhalts. So lautet eine der zahlreichen Definitionen, das Wort Comic betreffend. Aber auch anders lautende wie „Schundhefte“ klingen aus der Erinnerung der Kindheit in den Ohren. Mein absoluter Höhepunkt war es mit einem halben Liter Wasser, einem halben Kilo frischen Brot und einem Micky Mouse-Buch in der Welt der gezeichneten Figuren einzutauchen. Da waren die Schulprobleme wie weggeblasen. Es war schön mit den Figuren wie Batman und Spiderman gegen die Bösen zu kämpfen. Viele wünschten sich, damals wie heute noch, Supermann könnte für einen kurzen gemeinsamen Rundflug vorbeikommen. Donald finanziell immer benachteiligt hinter Dagobert und so mancher hat diese Rolle wohl heute noch. Die Generation der 60er Jahre ist mit diesem „Schund“ gross geworden. Heute sind es Klassiker und die Zeiten haben Veränderungen an dem Aussehen der Comics mit sich gebracht. Computer werden unterstützend zum Einsatz gebracht und am graphischen Sektor liegen Welten zwischen den Möglichkeiten der Vergangenheit und der Gegenwart. Doch eines wird immer bleiben, die Bilder und die Texte. Comics sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur. Ein starkes soziales Ausdrucksmittel. Kritik, Humor und Satire alles ist in dieser Kunstform möglich.

Comicfest München matrix Keanu Reeves

In dem Verein COMICFEST MÜNCHEN hat sich eine Gemeinschaft von Idealisten gruppiert, die das nun schon als traditionell bezeichenbare Fest veranstalten. Unterstützt werden sie dabei von den Sponsoren und dem Kulturreferat der Stadt München. Edith HEMER, die Vorsitzende, berichtet über die finanziellen Probleme, die die Durchführung der Veranstaltung sogar kurzfristig in Frage stellte. Aber zuletzt sagte die Stadt München ihre finanzielle Unterstützung doch zu. Mit einem Gesamtbudget von über 150.000.- DM (75td €) wurde für das #9 COMICFEST ein sehr umfangreiches Programm auf die Beine gestellt. 4 Veranstaltungstage mit Ausstellungen, Signierstunden, Filmvorführungen, Quiz, Kino, Comicgestaltung, Börse, Förderpreisen und Information jeglicher Art über das Thema. Auch die Künstler untereinander fanden an diesem internationalen Treffen die Möglichkeit zum Gedankenaustausch.

#9 Comicfest München - Kunstausstellung #9 Comicfest München

Die Besucher nahmen zum Teil grosse Anfahrten auf sich, ob es sich jetzt um leidenschaftliche Sammler oder einfache Leser handelte. Mit einem Eintrittspreis, der unter dem einer Kinokarte lag, wurde sehr viel geboten. Schade, dass die Besucheranzahl nicht höher war, denn dieses Fest hätte sich mehr Publikum verdient.

Betrachter der Ausstellung am Comicfest München

Ausstellung im ZollgewölbeFilmvorführung am Comicfest München

li: Ausstellung im Zollgewölbe | re: eine der zahlreichen Filmvorführen

Johanna (16) aus München wirbt für die Tanzgruppe TSUKI NO SENSHIDarkroom

li: Johanna (16) aus München wirbt für die Tanzgruppe TSUKI NO SENSHI | re: Darkroom – negative Utopien

Comicwettbewerb Ausstellung zu Charles Schulz

li: eingesendete Exponate zum Wettbewerb | re: Ausstellung zur Erinnerung an Charles M. SCHULZ

Die Comicbörse am #9 Comicfest München

Die Comicbörse am Comicfest München Verkaufsstände am Comicfest München

Ob es sich um alte oder neue Comicsachen handelte, es war breit gefächert das Angebot. Wie sich nach Befragen der Besucher und Aussteller zeigte, Zufriedenheit war im Vordergrund.

Frauen und Comics geteiltes Interesse

MIRKO (20) aus Ampfing, gefiel die Veranstaltung gut. Die lange Anfahrt hat sich gelohnt. Since Fiction ist sein Thema und hier gibt es jede Menge dazu.

Comichefte für Erwachsene Sammlerbörse am Comicfest

ARTHUR (20) aus Waldkraiburg hatte einen Star Wars-Bausatz gefunden, den es eigentlich schon gar nicht mehr im Laden gibt. Zum Comicfest im gesamten äusserte er sich positiv nur die SCHULZ Ausstellung enttäuschte ihn. Sie wäre zu klein geraten.

Comicbörse Sammelleidenschaft

STEFAN + ORTRUD reisten als Händler aus Stuttgart an: „Der lange Weg hat sich für uns gelohnt, das Wetter ist gut und das Geschäft auch. Letztes Jahr waren wir das erste mal hier und nächstes Jahr kommen wir bestimmt wieder.“

Gewinner und Preisträger am Comicfest München

Preisvergabe #9 Comicfest München - v.l.n.r.: Veranstalter VOGT mit Gewinner SACHER tägliche Preisverlosungen - freelance-Förderpreis

Täglich wurde für die Besucher das GRNIAK Comic-Quiz veranstaltet. Wie es bei einem Quiz üblich ist, gilt es Fragen aus dem Themengebiet des Comic richtig zu beantworten. Nette Sachpreise warteten täglich auf ihre Gewinner. Das Nette daran war auch die Idee, nicht ein Quiz über alle Veranstaltungstage zu ziehen, sondern jeden Tag für sich mit einer neuen Runde zu bereichern.

Ein neuer Veranstaltungspunkt war die Ausschreibung des FREELANCE Förderpreises. Ambitionierter Nachwuchs ab 16 Jahre, der noch keine Veröffentlichung hatte, konnte sein eigenes Comic einsenden. 30 Teilnehmer aus Österreich und Deutschland sendeten ihre Werke ein. Hintergrund für die Preisstiftung ist der wachsende Bedarf an qualifizierten Fachkräften in Zeiten des ständig steigenden Bedarfes. Viele Unternehmer bedienen sich in Bereichen Werbung dieser Künstler. Mitinhaber von FREELANCE HOTLINE, Sebastian VOGT zeigte sich erfreut über die Qualität der Arbeiten.

Von der Jury wurden die Preise wie folgt vergeben:

1. Preis – Dotation DM 1.500.- (750.- €)
Stephan SACHER aus Gilching

Stefan Sacher

SACHER Stefan (18) besucht zur Zeit die Fachoberschule für Gestaltungund plant eine Berufslaufbahn im Filmbereich

2. Preis – Dotation DM 1.000.- (500.- €)
André BREINBAUER aus Nürnberg

André Breinbauer

BREINBAUER Andé (26) studiert an der Akademie für bildende Künste und möchte sich in diesem Bereich etablieren.

3. Preis – Dotation DM 500.- (250.- €) Nina RULICKA. Leider war die junge Dame bei der Preisverleihung nicht anwesend.

Impressionen vom 9. Comicfest München

KULT

KULT

GESICHERT

GESICHERT

VIELFALT

VIELFALT

PARTY

PARTY

Innocent victim am Comicfest München

v.l.n.r.: G. Bazzani, G. LOBACCARO, G. CAMUNCOLI, M. CASALI = INNOCENT VICTIM

v.l.n.r.: G. Bazzani, G. LOBACCARO, G. CAMUNCOLI, M. CASALI = INNOCENT VICTIM

Die Akteure unter anderem von BONEREST, die italienische Gruppe die sich unter dem Namen INNOCENT VICTIM zusammengetan hat, präsentierte sich auf dem Event. Matteo CASALI erzählte von dem Comic BONEREST, für das die Gruppe 1998 einen Internationalen Preis erhielt. Der Charkter zu dem Comic entstand schon Jahre zuvor und durch ein Gespräch mit Giuseppe CAMUNCOLI hatte sich Matteo auf seine Idee, die bereits lange Zeit im Schreibtisch schlummerte, besonnen. Mittlerweile gehört BONEREST auch zu den ins Deutsche übersetzten, international bekannten Comics dieser Gruppe.

ein Original von Innocent victim für DER GLÖCKEL Bonerest von Innocent victim

Albert Weinberg und Eddy Paape am #9 Comicfest München

Albert WEINBERG (78)

Albert WEINBERG (78)

Er gehört zu den Legenden unter den Zeichnern, Albert WEINBERG. Viele kennen seine Fliegerfigur DAN COOPER, die er 1954 geschaffen hat. Es war die Liebe zu der Fliegerei, die ihn als studierten Rechtswissenschaftler den Schreibtisch mit dem Zeichentisch austauschen liess. Sein kanadischer Kampffliegerpilot DAN COOPER hat mit seinem Jet „Triangle Bleu“ einen Ehrenplatz im Luftmuseum in „Edmonton“, der „Hall of Fame“ Kanadas. Die kanadischen Piloten sehen in DAN COOPER einen Kameraden. Das, was dieser Mann geschaffen hat, drückt sich in den Reaktionen der Menschen aus. Es bedarf keines Kommentares – es ist vielmehr ein Beispiel dafür, dass Menschen ihrem Herzen folgen sollten um das erlangen zu können, was man sich mit keinem Geld erkaufen kann.

Eddy PAAPE (80)

Eddy PAAPE (80)

Eddy PAAPE wird als Eminenz des europäischen Comic bezeichnet. Zu seinen bekanntesten Werken zählt MARC DACIER. In den 13 Bänden zeichnet der Künstler mit seinem Autor Jean-Michel CHARLIER die Abenteuer eines Reporters. Auch im Bereich des Nachwuchses ist PAAPE tätig gewesen. Im Zeitraum 1969 bis 1976 hat er an der Talentschule „Saint-Luc“ in Belgien unterrichtet. Auch wenn solche Veranstaltungen für die Herren anstregend sind, so bereitet es ihnen doch Freude, mit ihren Fans auch auf diese Weise den Kontakt zu pflegen.

Signierstunde am Comicfest München

Es herrschte immer reger Andrang bei den täglich abgehaltenen Signierstunden. Für die Interessenten bestand die Möglichkeit ihre eigenen Comics mitzunehmen oder auch vor Ort die Ausgaben der jeweiligen Künstler zu erwerben. Diese nahmen sich auch gerne Zeit, kleine Skizzen zu fertigen. Die Künstler wurden vom Veranstalter zu diesem Fest eingeladen. Es wurde im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen kein Honorar bezahlt. Die Kosten für die Anreise und den Aufenthalt wurden durch Sponsoren aufgebracht. Es gibt noch Bereiche, wo Inhalte vordergründig sind – ist doch schön!

Leser am Comicfest München

Leser am Comicfest MünchenLeser am Comicfest München

Wer gedacht hat, dass sich auf einem Comicfest lauter Kids herumtreiben, der hat sich mit dem Aspekt der Anschauungsweise Kunst gedanklich noch nicht auseinandergesetzt. Natürlich gehören sie dazu, aber das Hauptaugenmerk wird von Erwachsenen auf solche Veranstaltungen gerichtet. Ob Impulsgeber für die eigene kreative Tätigkeit, die Sammlerleidenschaft oder einfach die Erinnerung an vergangene Zeiten. Vielleicht hat aber dieser Beitrag das Interesse geweckt, einfach die Entstehung und den Hintergrund eines Comics kennenzulernen. Dies wird wieder beim #10 Comicfest München möglich sein – dort kann man dann eintauchen in die Welten ohne Grenzen.

Leser #9 Comicfest München

Der „Nahverkehr“ am Comicfest München

Innenansicht des U-Bahn Busses

Innenansicht des U-Bahn Busses

MangaEine nette Idee war die Nachstellung der Zusammenhänge zwischen MANGAS, (was soviel bedeutet wie „spontan“ und „Bild“) den japanischen Comicbüchern und den öffentlichen Verkehrsmitteln. Durch die Unterstützung der Münchner Verkehrsbetriebe wurde ein Bus in einen U-Bahnzug umadaptiert. Dort hatte der Besucher die Möglichkeit, MANGA-Filme anzusehen und die dicken Comicbücher zu lesen. Diese haben zwischen 300-1000 Seiten und im Durchschnitt benötigt der geübte Leser 2 sec. pro Seite. So ist es keine Besonderheit, wenn das Comicbuch nach der U-Bahnfahrt einfach ausgelesen zurückbleibt oder im Altpapierbehälter landet. Der nächste Leser freut sich bestimmt. MANGAS, ein Massenprodukt mit einer Gesamtproduktion von knapp 2 Milliarden Stück pro Jahr, kosten etwa 5.- DM (2,50 €) pro Exemplar. Dementsprechend viele Genres und Charaktere einer sehr grossen Bandbreite muss es geben um den Wünschen jedes einzelnen, anders interessierten Lesers gerecht zu werden. Hierbei haben sich von Anbeginn der Geschichte der MANGAS bestimmte typische Figuren herauskristallisiert, die in den MANGAS auftreten. Sie sind Teil der japanischen Geschichte und haben nicht selten eine lange Tradition. Die vier wichtigsten und auch häufigsten dieser Figuren wurden auf den Wänden des MANGA-Busses vorgestellt.

Eine ist der Samurai, der für Mut und Ehre steht. Die zweite sehr typische Figur ist das MAGICAL GIRL oder MAJOKO, aus der bereits eine ganze Gattung entstanden ist und seit über 30 Jahren besteht. Im deutsprachigen Raum aber erst wirklich durch SAILOR MOON Bekanntheit erlangt hat.Als nächstes folgt der BISHONEN oder übersetzt „schöne Jüngling“. Er zeichnet sich durch einen zumeist sehr feinen und schönen Körper aus. Er verfügt über unglaubliche Kräfte. Gefehlt hat der Hinweis bei der Beschreibung, dass es auch weibliche BISHONEN gibt wie Haruka TENNO/Sailor URANUS aus SAILOR MOON. Die vierte typische Figur ist das sogegannte „dritte Geschlecht“. Dazu ist alles zu zählen, was nicht menschlich, wie Klon, Android, Roboter oder ähnlich ist. Sie stehen für die Überwindung gesellschaftlicher Normen, denn keine Sterotype schränken sie ein. Nicht einmal das Geschlecht muss unbedingt festgelegt sein. Umwandlungen oder geschlechtslose Wesen sind keine Seltenheit. In MANGAS verbirgt sich sehr viel von Utopien der Japaner als Volk – so wurde hier ganz zutreffend die Frage beantwortet, weshalb in so vielen MANGAS eine ganze Stadt und meistens Tokyo vollständig zerstört wird: denn dann, nur dann, wäre endlich Ruhe. Es scheint der einzige Weg zu wirklicher Freiheit und Lösung aus den Zwängen einer mehr als leistungsorientierten Gesellschaft zu sein.

Besucher & Leser Comicfest München

Comicaze & Tentakel am Comicfest München

COMICAZE

COMICAZE

Sie werden Institutionen in München ohne Frage. COMICAZE ein Verein und TENTAKEL eine privatwirtschaftlich geführte Gruppe. Der Grundstock bei beiden ist der grosse Idealismus und die Freude an der Thematik. Mit Inseraten finanziert COMICAZE sein kostenloses Comic und bei TENTAKEL müssen die Künstler noch selbst in die Tasche greifen, um die Herstellung zu finanzieren. Aber die Ergebnisse können sich in beiden Fällen sehen lassen. COMICAZE Comics sind nach dem Erscheinen rasch vergriffen, wobei Freiräume für Newcomer in jeder Ausgabe vorhanden sind.

Comicaze und Tentakel - Künstler bei der Arbeit

Comicaze und Tentakel - Künstler bei der Arbeit

TENTAKEL heimste 1999 bereits auf der COMIC ACTION in Essen als „bester Independent Comic 1999“ den ICOM-Preis ein. Die Zukunft dürfte für beide Gruppen rosig aussehen, wenn man den vielen Nachwuchs sieht. JAM-COMIC heisst diese Art von Comic Strip, an dem Jan und Christian von COMICAZE arbeiten. Es ist die Reihenfolge von Situationsbildern, wobei jedes von einem anderen Künstler kreiert wird. Im Fachausdruck heisst es PANEL. Die Chance auf das eigene Comic-Bild nahmen zahlreiche Besucher wahr. So war es kaum verwunderlich, dass manchmal die Interessenten Schlange standen.

Tentakel & Comicaze - Signierstunde Sondercomic für die muenchnernotizen

Die Wette am Comicfest München

DIE WETTE: Boris Kiselicki und Georg Schatz

DIE WETTE: Boris Kiselicki und Georg Schatz

Im Grunde hatte diese Sache nichts direktes mit dem Fest zu tun. Man kann sagen: „a bsoffene G´schicht“. Zwei Leute sitzen zusammen, trinken zusammen, ein Wort gibt das andere. Na jedenfalls irgendwer will es dann wissen und wenn man schon im Dusel dabei ist, man gleich selber auch. Die beiden Freunde und Kontrahenten: der Angehörige der Münchner Comicszene, Zeichner Boris KISELICKI und der zweite Mann im Bunde der Bayerische Landesmeister im Ringkampf, Georg SCHATZ. Als Austragungsort wird das #9 Comicfest auserkoren. Die Wette lautet: Boris KISELICKI hält stand – zumindest eine gewisse Zeit. Mit starkem körperlichen Einsatz geht KISELICKI den Kampf an. Anscheinend merkt er gegen SCHATZ etwas im Nachteil zu sein. Ob dies nun an der Kondition oder Technik lag, darüber wird noch lang zu diskutieren sein. Ausgezeichnet ändert K. die Technik, es gelingt ihm, seinem Gegner die Kontaktlinsen aus den Augen zu entfernen. „Nicht ganz fair – nicht ganz fein“, hört man die Rufe. S. aber sichtlich irritiert nimmt nach gemeinsamer Suche den Kampf wieder auf. Beide Athleten haben den Kampf durchgestanden. Wie unsere Redaktion erfahren hat, muss sich SCHATZ nun vor dem Schiedsgericht verantworten, da er verbandswidrig mit einem Kampfanzug der schwedischen Nationalmannschaft antrat. Ein Fernsehsender, der für seine dynamischen Eigenproduktionen bekannt ist, beabsichtigt KISELICKI zu der Talkshow : „Meine Erfahrung mit zärtlichen Kontakten beim Sport“ einzuladen.

Die Wette der Ringer am #9 Comicfest München

Die Wette der Ringer am #9 Comicfest München

Kiselicki gegen Schatz

S.K. & W.E.G.

011809

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